Von Fischen und Auszubildenden
Die Lernenden bei der Firma Samuel Werder AG Feinwerktechnik werden ab und zu ins kalte Wasser geworfen. Wenn es ein Kundenauftrag zulässt, dürfen sie sich daran die Zähne ausbeissen. Selbstverständlich immer unter den wachsamen Augen der Ausbilder Amir Hoxha und Thomas Aeby.
Nein. So geht das auf keinen Fall!»
«Sagt wer?»
«Ich!»
«Doch. Das funktioniert. Ich bin mir zu 120 Prozent sicher.»
«Das glaubst du doch selber nicht.»
So geht der Disput zwischen Cyrill und Alana seit gefühlten Stunden. Kevin und Elia sitzen stumm daneben und verfolgen das ihnen gebotene Spektakel. Es ist wie ein Tennis-Match in Zeitlupe – hin und her, her und hin, hin und her. Weder Cyrill noch Alana schenken sich einen Satz.
Auf dem Tisch vor ihnen liegen Bleistifte, Buntstifte und Notizzettel, daneben Taschenrechner, Pläne und Berechnungen. Der Auftrag «Zeichnet Pläne für eine Fischerrolle und produziert anschliessend den Prototypen» fordert die Lernenden. Die rudimentäre Skizze des Kunden gibt ihnen einen Anhaltspunkt, wie er sich das Ergebnis vorstellt.
Das ideale Projekt
André Stäger erhielt diese Kundenanfrage. Er befasste sich damit und kam zum Schluss, dass sich die Konstruktion dieser Fischerrolle ausgezeichnet als Lehrlingsprojekt eignet. Der Zeitplan war nicht zu eng und die Lernenden können sich an den Berechnungen von Widerstand und Toleranzen die Zähne ausbeissen. Nach Rücksprache mit dem Kunden und den zwei Ausbildungsbetreuern kam der Startschuss.
Die Führungscrew der Samuel Werder AG Feinwerktechnik motiviert die Polymechaniker-Lernenden schon früh, selbstständig und im Team Entscheidungen zu treffen und Projektarbeiten zum Erfolg zu führen. Aus diesem Grund werden ihnen geeignete Anfragen je nach Schwierigkeitsstufe, Zeitplan und Auftragsvolumen zugewiesen.
Die jungen Talente übernehmen diese Projekte sehr gerne. Sie freuen sich über das in sie gesetzte Vertrauen der Führungskräfte. Natürlich werden sie nicht alleine gelassen. Amir Hoxha und Thomas Aeby stehen ihnen beratend zur Seite und schreiten ein, wenn sie sich in endlosen Diskussionen im Kreis drehen. So wie jetzt.
Stimmen die Toleranzen?
Es herrscht dicke Luft, als Amir Hoxha das Besprechungszimmer betritt. Nicht nur im übertragenen Sinn. Cyrill und Alana sitzen mit verschränkten Armen am Tisch und blicken ihm erwartungsvoll entgegen. Wird er ihnen die Lösung auf dem Silbertablett servieren? Nein. Das tut er nicht. «Schaut euch nochmals die Berechnung der Toleranzen beim Drehelement an. Dort könnte der Hund begraben liegen.»
Schmunzelnd verlässt er das Besprechungszimmer und geht zu seiner Arbeit zurück. Die Lernendenausbildung, für die er zusammen mit Thomas Aeby verantwortlich ist, gefällt ihm sehr. Sie erinnert ihn an seine Anfangszeit bei Samuel Werder AG Feinwerktechnik.
Vor rund 15 Jahren absolvierte er hier die Lehre zum Werkzeugmacher, so hiess die Berufsbezeichnung für den Polymechaniker damals noch. Er hegt grosse Sympathien für das Lehrlingsprojekt und für diese Art von Lehrlingsführung. Ihm hat sie geholfen, analytisch an eine Aufgabe heranzugehen und diese unter einem gewissen Zeitdruck umzusetzen. Die Arbeit im Team lernte er auf diesem Weg zu schätzen.
Wir machen es nochmals ...
Die Lernenden schauen auf die geschlossene Türe. Cyrill atmet tief ein. «Also. Nochmals von vorne. Irgendwie müssen wir das schaffen. Auf geht’s.» Die Worte gehen ihm motivierter über die Lippen, als er sich fühlt. Doch es scheint zu helfen. Die Lernenden raffen sich auf. Sie überprüfen jedes Detail und berechnen die Toleranzen beim Drehelement nochmals von Grund auf neu.
Die Hartnäckigkeit hat sich gelohnt: Gemeinsam finden sie den Fehler. Bei den Berechnungen hat ihnen ein Zahlendreher – 6 statt 9 – übel mitgespielt. Kurz danach sind auch die Zeichnungen fertig. Dem Erstellen des Prototypen steht nichts mehr im Weg. Die Ausbildner stehen daneben, als das Lehrlingsteam die CNC-Maschine programmiert. Sie sind überzeugt, dass alles klappen wird. Und das tut es. Die Teile passen, die Toleranzen stimmen.
Dem Einsatz der Fischerrolle auf dem Zugersee steht nichts mehr im Wege. Petri Heil!
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